Samstag, Juli 9

OmU - Über das Lesen im Originalsprache



Lesen heisst die Worten zu lieben. Und wie kann man sie am besten verstehen, wenn nicht in ihrer eigenen Jungfäulichkeit? Man solle mich nicht falsch verstehen: ich bin keine Gegnerin der Übersetzung. Eigentlich bin ich selber eine begeisterte Übersetzerin von literarischen Texten.
Aber meine Frage ist: Warum soll man sich die Gemütlichkeit begeben, einen übersetzten Text zu lesen, wenn man in der Lage ist die Originalsprache zu verstehen? Schon Walter Benjamin war der Meinung, dass die Übersetzung schon immer eine sprachliche Umleitung war. Nicht unbedingt eine negative Umleitung, füge ich einfach hinzu.

Es ist aber wahr: Es bleibt immer was zurück, wenn man an einem sonnigen Sonntag nachmittag lieber ein übersetztes Buch zum Garten mit nimmt. Es bleibt immer was im Originaltext hängen, etwas unübertragbares. Die Essenz einer Sprache kann nicht übertragt werden. Soll aber auch gar nicht. Jede Sprache hat ihre Bilder, ihre Melodie, ihre verbale Flüssigkeit und je mehr ein Übersetzer es versucht, es nachzumachen, desto künstlicher wird der übersetzte Text.

Lesen ist Worten zu lieben und sie auch so in ihrer Art kennen zu lernen.

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