Freitag, September 23

X. Gabriel García Márquez, Crónica de una muerte anunciada


"Sin duda había leído a los clásicos espanoles y algunos latinos, y conocía muy bien a Nietzsche, que era el autor de moda entre los magistrados de su tiempo. Las notas marginales, y no sólo por el color de la tinta, parecían escritas con sangre. Estaba tan preplejo con el enigmal que le había tocado en suerte, que muchas veces incurrió en distracciones líricas contrarias al rigor de su ciencia. Sobre todo, nunca le parecío legítimo que la vida se serviera de tantas casualidades prohibidas a la literatura, para que se cumpliera sin tropiezos una muerte tan anunciada."(S. 123/4)


Dieses Mal wurde auf Spanisch gelesen. Und welchen Schriftsteller spanischer Sprache schafft es, sich mit der gleichen Einfachheit des Diskurs wie der Autor dieses kurzen Romans auszudrücken? Im Jahr 1981 wurde der Roman Crónicas de una muerte anunciada von dem berühmten kolumbianischen Schriftsteller, Gabriel García Márquez, geschrieben. Eine in sich ziemlich kurze Geschichte, die jedoch lang nach der Lektüre in dem Kopf des aufmerksamen Lesers widerhallt. Dieser berichtartige Roman erzählt uns im Großen und Ganzen über den angekündingten Mord von Santiago Nasar. An dem Morgen seines Todes wusste Santiago nicht, dass er ums Leben kommen sollte. Er war aber allein in seiner Unwissenheit.

Die Erzählkunst von Gabriel García Márquez ist für die Leser, die ihn schon kennen, trotz bekannt immer wieder eine wunderschöne Uberraschung. Der kolumbianische Schriftsteller schafft jede seine Erzählung nicht nur einen besonderen Raum, sondern auch eine achronologische Zeit, deren Dichte seine erzählerische Welt von der Realen trennt. Seine Geschichten sind weder Fiktion noch Realität: sie sind ein stetiges Durcheinanderwerfen von Elementen von der einen oder anderen in einem ganz speziellen Ausdruck der literarischen Kunst. Man könnte Márquez vielmehr als Magier der Buchstaben bezeichnen.

Crónicas de una muerte anunciada ist nicht nur ein Bericht über Santiago Nasars Tod, der schon an den ersten Zeilen des Romans angesprochen wird, sondern auch eine Auseinandersetzung mit den Menschen und ihre Art, sich um anderen zu kümmern. Der Erzähler dieses Romans legt eine Unmenge an Perspektiven, Meinungen und Gedanken über diesen einzigen markanten Moment, der ihren Leben für immer beeinflusst und das Leben von Santiago Nasar beendet hat. Je mehr der Leser sich in der Erzählung vertieft, desto verwirrter werden die Bünde zwischen den Figuren, die die Geschichte des Tages vom Tod von Santiago Nasar erzählen. Es kommt einem so vor, als wären fast alle Einwohner dieses unbekannten Ortes, der die Ehre hatte einen Besuch des Bischofes zu empfangen, Teil einer großen Familie. Nur einige sind Aussenseiter. Nur wenige müssen dieser heiligen Welt verlassen. Gabriel García Márquez schafft durch die Wiederherstellung der Ordnung kein angenehmes Gefühl: Der Tod von Santiago Nasar, der die Ordnung wiederbringen sollte, lässt den Leser mit einem geschmackslosen Verfremdungsgefühl, womit er selber klar kommen muss.

Viel stärker als die Brutalität der Waffen, die das Leben von Santiago Nasar willentlich genommen haben, ist die Brutalität einer autoritären Tradition.

Mittwoch, September 21

F.R.E.I.stil im Hörfunkgerät



Zur Einleitung:
Gestern gab's Radio zu sehen! Das Radio F.R.E.I. in Erfurt ist schon bekannt für seine kulturelle und soziale Veranstaltungen, die sich in der einen oder anderen Art sich mit der Stadt Erfurt oder mit dem Land Thüringen verbinden: es wird aus Thüringen geschrieben, über Erfurt geslamt, in Weimar Musik gemacht. Es ist wunderbar so eine Plattform wie das Radio F.R.E.I. zu haben, wo man (und Frau!) die Chance hat, sich die lokale Kultur und Kunst zu nähern.

****

Gestern Abend war einen besonderen Abend im F.R.E.I.en Radio. Im Gegensatz zu dem was man vom Radio gewöhnt ist, öffnete diesmal unser erfurter Radio seine Türen für allen Begeisterten, Neugierigen und Verzweifelten in einer dreistündigen Live-Sendung dem Textil Festival gewidmet. Die Moderatoren Ulrike und Roman sorgten für ein lässiges aber stets spannendes Ambiente. Die Veranstalter vom Festival, Thomas Putz und Alexander Platz, wurden auch zum Objekt ein nettes Gespräch gewandelt in dem sie das Textil Festival erneut vor stellten, das neue Liebhaber der Schreib- und Ausdruckskunst eine Plattform schaffen soll, ihre Kreativität und Projekte ins Licht zu bringen. das Konzept dahinter ist simpel: alle sind eingeladen an die verschiedenen Workshops teilzunehmen, um dort ihre Ideen und Projekte im Gang zu setzen.
Immer in Abwechselung mit der unterhaltsamen Musik von DJ Le Fix wurden einige Resultate der Workshops präsentiert, die im Juni 2011 an der Salinenschule stattgefunden haben, und deren freiwilligen Autoren(innen) dürften auch für ein kurzes Gespräch mit den Moderatoren auf die Couch, um schliesslich ihre Projekte zu präsentieren. Als Teilnehmerin des Workshops Short Story dürfte ich, zusammen mit zwei anderen Short-Story Freundinnen, als erstes auf die Couch. Das Gespräch drehte sich um das Workshop und unseren Reiz Geschichten zu schreiben. Dann würde vorgelesen: eine Geschichte, ein Lied, eine Geschichte. Der Raum füllte sich langsam in einer gemütlichen Runde von Menschen, die leise an ihrem Getränk nippten und zugehört haben. Als Almut Nitsch über ihr Slam-Hörspiel reden dürfte sammelten sich die Menschen vor der Couch auf den Stuhlen oder stehend und horchten begeistert nach dem Hörspiel So weit draußen war ich nicht (das am Sonntag im Radio F.R.E.I. seine Weltpremiere hat!) und nach dem lustigen Interview mit dem Affee der Geschichte, der uns mit seiner Anwesenheit beschenkte.

Alles in Allem war eine wunderschöne Zeit in der F.R.E.I.en Fläche des Radios und hoffentlich freuen wir uns alle auf einen baldigen Wiedersehen... diesmal beim Textil Festival Finale am 14. - 15. Oktober!

Bis bald!

Samstag, September 17

IX. Jorge Amado, O Gato Malhado e a Andorinha Sinhá: uma história de amor



"Onde já se viu uma andorinha, linda andorinha, louca andorinha, ás voltas com um gato? Tem uma lei, uma velha lei, pombo com pomba, pato com pata, pássaro com passáro (...) e gato com gata. Onde já se viu uma andorinha noivando com um gato? (...) É o fim do mundo, os tempos sao outros, perdeu-se o respeito a todas as leis." (S. 53)


Man braucht wenige Seiten um eine traurige Liebesgeschichte zu erzählen. Dafür musste jedoch den Morgen an diesem einen Tag mit großer Verspätung kommen damit alle Menschen aus allen Orten und in allen Zeiten auch diese kurze aber wunderschöne Geschichte von dem Kater und der Schwalbe, die sich an einem Frühling verliebten, kennen lernen dürften.

Diese Geschichte wird nicht von Jorge Amado erzählt, diese Geschichte hat die Zeit (o tempo - die Zeit ist, in meiner Sprache, der Weise: ein sympatischen alten Mann der ein kleines Kontrolproblem hat) von dem Morgen (a manhã - wiederum ist der Morgen bei uns ein süßes freches Mädchen, dessen Glück sie über die Bäume und Pflanzen verstreut.. wie kleine Regentropfen) erzählt bekommen...
Ja...so ist es! Genauso wie die Tiere im Park unserer Geschichte die Liebe zwischen dem gefleckten Kater und der lebensfreudigen Schwalbe kritisiert haben, auch die Sprachen bringen unsere Welt durcheinander: man lernt durch andere (sei es Sprachen, Menschen, vielleicht aucht Tiere...) die Welt durch andere Augen zu sehen. Selbst wenn man am Ende doch da bleibt wo man schon immer war: in der regungslosen Bequemlichkeit unserer Werte und Regel. Man hat sie jedoch gekannt: diese eine Welt, die uns so fremd ist jedoch so nah.
Und so war die utopische Liebesgeschichte zwischen dem gefleckten Kater und der kleinen Schwalbe. Sie dauerte knapp nur vier Jahreszeiten aber sie uns alle geändert.


O mundo só vai prestar
para nele se viver
no dia em que a gente ver
um gato maltês casar
com uma alegre andorinha
saindo os dois a voar
o noivo e sua noivinha
Dom Gato e Dona Andorinha.




Freitag, September 2

VIII. Reborn, Susan Sontag



"...till now i have felt that the only persons i could know in depth, or really love, were duplicates or versions of my own wretched self. (My intellechtual and sexual feelings have always been incestuous.) (...) I am always conscious of I.['s] foreignness, of the absence of a shared background. "



Reborn ist eine Zusammenfassung der Tagebücher einer ungewöhnliche Frau.: Susan Sontag. - eine Europäerin, die in Amerika gewonnen wurde. Was genau hinter dieser Aussage liegt, kann ich nicht wirklich in Worten erklären. Andererseits bin ich mir sicher, dass die meisten von euch genau weiss was ich damit meine. Vielleicht eine typische europäische Nostalgie?
Dieser erste Teil einer soon-to-be drei Bänder Kollektion, die von Sontag's Sohn David Rieff bearbeitet wird, präsentiert uns Sontag nicht als Wissenschaftlerin, Regisseurin oder Essaystin, sondern als eine Frau wie jede von uns, die sich hinter alle möglichen Masken versteckt. Bei Reborn spielen ihre meist berühmte Bücher kaum eine Rolle. Jedenfalls nicht unmittelbar. Susan Sontag setzte sich nicht die Welt aus... vielleicht aus Angst, Verzweiflung. Die Augen von Susan Sontag wandten sich nach Innen und vermutlich aus diesem Grund waren ihre Tagebücher ihre Art die eigene Welt eine Form zu schenken.

Die von D. Rieff freigegebene Ausschnitte Susan Sontag's Tagebücher sind nicht indiskret jedoch doch teilweise aufdringlich. Mein voyeuristisches-Ich dürfte sich in Fragen über Sontag's Sexualität oder meines Erachtens eher widerwillige mutterliche Rolle ausbreiten. Was mich ein bisschen "gestört" (in Anführungsstrichen geschrieben, weil ich kein besseres Adjektiv gefunden habe für das hin und her - Gefühl, welches die Lektüre dieses Buches in mir verursacht hat) hat, war die fast verschwundene Grenze zwischen die Realität einer bewundernswerte Frau und die Fiktionalität eines Textes, von dem sie die Hauptfigur war.