Und wo ist der Unterschied zwischen Zeichen und Symbol?
"So ist das Leben. Wie schwer und tödlich unser Verlust auch sein mag, wie wichtig auch immer das, dessen wir beraubt wurde: Wir leben einfach weiter. Selbst wenn nur noch die äßerste Schicht unserer Haut die gleiche geblieben ist und wir zu völlig anderen Menschen geworden sind, strecken wir die Hände nach der uns zugemessenen Zeit aus, holen sie ein und bringen sie schließlich hinter uns." (S. 219)
Mein erstes Murakami. Ich hatte immer - gebe ich ehrlich zu - eine tiefverzierte Widerwille im Bezug auf seine Romane. Auf einmal begegnete ich ihn überall: Buchhandlung, literarische Kritiken an Zeitschriften, blogs und und und. Seine Bücher waren in jeder Hand und seine Titel dürfte ich an jeden Blatt lesen. Alle waren begeistert von Murakami, nur ich nicht.
Es kam mir so vor als ob Murakami von einem Tag zu dem anderen zahlreiche Romane veröffentlich hätte. Einfach so. Das war mir doch in gewisse Weise unheimlich. Jedoch wollte ich nicht verurteilen ohne dass ich dem Autor zumindest eine Chance gegeben hätte. Aus diesem Grund las ich Sputnik Sweetheart.
Sputnik Sweetheart liest sich gut. Die Geschichte entwickelt sich langsam, jeden Faden hakt an einander: die Figuren bauen sich nach und nach auf, die Beziehungen werden nur in kleinen Schritte abgezeichnet und die Handlung enthüllt sich in einer geheimnisvollen Art. Am Ende wird doch alles ein bisschen besser als es erstmal scheint. Die Geschichte von Sumire und ihren Traum Schriftstellerin zu werden wird dem Leser von ihrem einzigen Freund erzählt, dessen Name (wie sich dem guten Erzähler gehört!) nicht einmal erwähnt wird. Sumire träumt, sie verliebt sich und dann stirbt, mehr oder weniger symbolisch. Die Hauptfigur von Sputnik Sweetheart ist eine Rüstung voller Klischees... Sie begibt sich den Weg der Liebe (die noch dazu homosexuell ist) und auf diesem Weg verwandelt sie sich von einer Schriftsteller Anwärterin, die keine soziale Verhältnisse verträgt, in einer hohlen modernen Frau, deren Interessen sich zwischen der Körperkultur und high society beschränkt. Sumire schwankt zwischen zwei imaginären aber irgendwie auch gemütlichen sozialen Extremen einer Gesellschaft von Stereotypen.
Murakamis Symbolik, die vielleicht aus kulturellen Gründen, mir verborgen geblieben ist, kommt mir im Allgemein schon ein bisschen klischeehaft vor: die melodramatische existentielle Fragen einer doch ziemlich snob Träumerin, die himmlische Strände und Ruhe eines verlorenen grieschischen Insels, das Verschwinden auf der Suche nach dem Selbst, der doch gefunden wird, aber nicht wirklich besser geworden ist...
Ja. Ich habe Murakami eine Chance gegeben. Und diese war vermutlich die letzte.
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